Nussig-aromatisch: Das Dreikornbrot ist Brot des Jahres 2021
19.02.2021
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Isabella Reale mit vierwöchigem Praktikum in Irland
Es ist eine Erfahrung, die Isabella Reale nicht missen möchte. Für vier Wochen arbeitete sie in einer Dubliner Privatbäckerei, lernte andere Gepflogenheiten kennen und kam selbstbewusster zurück.
Dublin/Reutlingen. Weißbrote, gebacken mit Honig oder Olivenöl, Mehrkornbrot, belegte Sandwiches, verschiedene Kuchen und Scones liegen in einer Dubliner Privatbäckerei samt Konditorei und Café aus. Fremd und doch irgendwie vertraut. „Vom Prinzip her ist es wie hier, nur mit anderen Backwaren und in einer anderen Sprache“, sagt Isabella Reale nach ihrer Rückkehr von der grünen Insel. Für drei Wochen tauschte die Auszubildende zur Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk mit dem Schwerpunkt Bäckerei ihre gewohnte Arbeitsstätte bei der Mittelstädter Großbäckerei Keim ein und wagte den recht ungewöhnlichen Austausch über den baden-württembergischen Handwerkstag Stuttgart in Zusammenarbeit mit „Go for Europe“ (wir berichteten ausführlich über den Austausch von Isabella Reale). Sie hat bedient, war im Service tätig und hat Teiglinge aufgebacken. Was sich jetzt so locker anhört, war zu Beginn nicht ganz leicht. In einer Gruppe von acht Auszubildenden flog Isabella für vier Wochen nach Dublin. Ihr erster Flug. Und erst zwei Tage zuvor erfuhr sie, zu welchen Gasteltern sie kommen wird. „Das war sehr spannend“, schmunzelt sie. In der ersten Woche wurde noch die Schulbank gedrückt und kräftig Englisch gepaukt. Die Nachmittage hatte sie mit den anderen Austausch-Azubis Zeit, die Gegend zu erkunden. Gut 120 Auszubildende aus verschiedenen Handwerkssparten waren zu dieser Zeit dort. Dann ging es für Isabella in den Betrieb, in dem sie die erste Austauschschülerin war. „Sie wussten nicht so recht, was sie mit mir machen sollten“, erinnert sich die 21-Jährige. Den ersten Kunden habe sie kaum verstanden, „aber die waren auch sehr verständnisvoll“. Und: „Da die Kollegen auch so nett waren, war das eigentlich kein Problem.“ Als diese dann merkten, was Isabella kann, behandelten sie sie wie eine ganz normale Angestellte. „In der zweiten Woche hatten wir uns aneinander gewöhnt“, sagt sie. Schwierig wiederum für sie die andere Einstellung zur Hygiene. Überwindung habe es sie gekostet, dass sie die Ware mit bloßen Händen anfassen durfte. „Ich habe immer die Gebäckzange genommen“, gibt sie ein wenig verlegen zu und erklärt, dass sie sich das erst gar nicht angewöhnen wollte, denn in Deutschland sind Handschuhe Pflicht. Und anders als in Deutschland, wo hauptsächlich wegen Brot und Brötchen zum Bäcker gegangen wird, ließen die Dubliner dieses eher links liegen.
Verkaufsschlager: Die halbe Theke war voll mit Sandwiches
„Da war die halbe Theke mit Sandwiches voll“, verrät Isabella den dortigen Verkaufsschlager. Dicht gefolgt von Torte. Die Scones, das englische Teegebäck schlechthin, fände Isabella auch für Deutschland interessant, da man sie süß oder salzig füllen kann. Von deutschen Backwaren konnte sie ihre Kollegen jedoch nicht überzeugen. Zwar trauten sie sich zusammen mit einem deutschen Bäckerlehrling, der dort ebenfalls im Austausch war, an Brezeln ran. Die misslangen allerdings, da die Iren sie trotz Hinweis ohne Lauge herstellten. Somit hatte das deutsche Gebäck verspielt. „Dabei waren die Brezeln so eigentlich perfekt“, schmunzelt Isabella. „Die Erfahrung zu machen war toll“, ist Isabella froh, dass ihre Ausbildungsbeauftragte Ulrike Keim- Rittelmann ihr diese Möglichkeit geboten hat. Die Freundlichkeit der Iren hat Isabella besonders positiv überrascht. Würde sich die Gelegenheit bieten, würde sie es wiederholen, dann aber in einem kleineren Ort, um mit den Kunden besser in Kontakt zu kommen. Zwar war es nicht einfach, vier Wochen von Familie und Freunden getrennt zu sein, doch „wenn man die Chance hat, sollte man sie nutzen. Es stärkt einen selber, ich bin dadurch weitergekommen“, sagt Isabella. Sie hat dabei nicht nur ihre Englischkenntnisse verbessern können und ein Zertifikat für ihre Bewerbungsunterlagen erhalten, auch sei sie selbst dadurch selbstbewusster und offener geworden.
Isabella Reale wieder in “ihrem” Fachgeschäft in Tübingen
Artikel: Anne Leipold
19.02.2021
29.01.2021